Thursday 5 June 2008

Albin Egger-Lienz Ausstellung, Museum Leopold, Wien


Albin Egger-Lienz, Die Bergmäher (I. Fassung), 1907
Öl/Lw., 94,3 x 149,7 cm
Wien, Leopold Museum, Inv. Nr. 716

Im April zu Besuch in Wien, hatte ich die Möglichkeit die Sonderausstellung über AlbinEgger-Lienz (1868-1926) im Museum Leopold zu besuchen.

Diese Ausstellung war schon deshalb so spannend, weil sie, wie es im Pressetext lautet, ganz bewusst versucht, die "Einbindung des Werks von Albin Egger-Lienz in den internationalen Kontext, vor allem die Anknüpfungspunkte seines Oeuvres an die europäische Malerei und Plastik in einigen exemplarischen Beispielen" zu beleuchten.
Dies ist meisterhaft gelungen: schon allein wie der junge Künstler in seinem Frühwerk noch von seinem Lehrmeister an der Akademie, Franz von Defregger (1835-1921) beeinflusst war, wird in der Gegenüberstellung einzelner Arbeiten beider Künstler in der Gattung des Bauerngenres mehr als deutlich. Albin Egger-Lienzs Gemälde, Das Kreuz (1901/02), wäre ohne Defreggers Das letzte Aufgebot (1872) schlicht undenkbar. Dies wurde mir noch um ein weiteres Mal deutlich, als ich vor ein paar Tagen die Genremalerei-Ausstellung in der Neuen Pinakothek sah, in der auch einige Bilder von Defregger ausgestellt waren. Defregger hat mit seinem historischen Bauerngenre Albin Egger-Lienz mehr als nur den Weg bereitet.


Albin Egger-Lienz, Das Kreuz, 1901/02.
Öl/Lw., 143 x 171,5 cm.
Wien Museum, Inv.-Nr. 27.091.
(Leihgabe im Museum Schloss Bruck, Lienz, Inv.-Nr. AEL 23)


Franz von Defregger, Das letzte Aufgebot, 1872.
Öl/Lw., 53.4 x 70.2 cm
Neue Pinakothek, München, Inv.-Nr. 9030

Von mindestens genauso großem Einfluss waren später dann die realistischen Franzosen: im Besonderen Jean-François Millet (1814-11875) mit seinem Sämann (1850) und der Bildhauer Constantin Meunier (1831-1905) mit seinen Arbeiter-Plastiken, wie dem Dockarbeiter (s. Abb.). So zeichnen sich Egger-Lienzs spätere Genrebilder durch einen gleichfalls gesteigerten Realismus aus, gröberen Pinselduktus und einem Millet und Meunier vergleichbaren Menschenbild. Egger-Lienzs Bauern sind nun ähnlich kantig, muskulös, wie die der französischen Realisten (s. Abb. oben Die Bergmäher).

Die kunsthistorische Tradition der Totentänze mit Albin Egger-Lienzs faszinierend beklemmenden Totentanz-Bildern lasse ich jetzt mal weg. Das wäre ein eigener Post.
Spannend sind im Oeuvre des Künstlers aber noch die vielen Kriegsbilder, die in erschreckender Deutlichkeit die Greuel des Krieges zu Tage führen. Den Krieg zu bebildern, hat Egger-Lienz dabei mit vielen seiner zeitgenössischen Künstler gemeinsam. Seine "Leichenhaufen" und ausgezehrten Kriegsopfer sind dennoch ungewohnt kritisch und verstörend.

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